Brecht die Macht der Manipulateure
Inhalt
Für den Film besorgte sich die Filmemacherin im Januar 1968 eine Drehgenehmigung für den Presseball in Berlin. Vor laufender Kamera entrollt sie hinter dem Tisch mit dem Pressemagnaten Axel C. Springer und dessen Managern Peter Boenisch und Peter Tamm ein eingeschmuggeltes Transparent mit der Aufschrift „Mit Politik Geld machen, mit Geld Politik machen.“ Noch bevor Helke Sander und ihre dffb-Kommilitonen Harun Farocki, Ulrich Knaudt und Skip Norman verhaftet und abgeführt werden, kann sie ein weiteres Transparent aus ihrer Bluse ziehen.
Die Aufschrift lautet: „Axels Schlussball“.
Kontext
Der Film entstand im Seminar von Otto F. Gmelin in der sich an der dffb formierenden, politisch aktiven „Gruppe 3“, die sich nach dem Tod von Benno Ohnesorg im Herbst 1967 gegründert hatte, darunter unter anderem Hartmut Bitomsky, Harun Farocki und Helke Sander.
BRECHT DIE MACHT DER MANIPULATEURE (1967/68) dokumentiert Helke Sanders Auseinandersetzung mit der Anti-Springer-Kampagne der Studentenbewegung sowie deren Folgen.
„Bis dahin war ich an Politik desinteressiert. Ich kam vom experimentellen Theater und hatte schon für das Fernsehen gearbeitet. Dieser Film bedeutete für mich eine einschneidende Veränderung: Ich interessierte mich plötzlich für eine politische Kampagne. Ich wollte sie nicht nur selber begreifen, sondern auch anderen Leuten verständlich machen, von denen ich annahm, dass sie die gleichen Schwierigkeiten haben würden, das Politikkauderwelsch zu verstehen.“ *
„Der Film“, so Helke Sander 1975, „folgt nicht dokumentarisch den verschiedenen Aktivitäten der APO [Außerparlamentarische Opposition] zur Springerkampagne, sondern versucht, die Hauptargumente der Kampagne nachzuvollziehen und zwar so, wie ich sie verstanden habe. Wichtig war mir vor allem, in einem Film über Manipulation nicht selber zu manipulieren. So verzichtete ich auf alles ‚Atmosphärische’ wie Musik, schnelle Schnitte, weitgehend auch auf Kamerabewegungen. Die Ausnahmen fallen als Mittel auf. Die spielfilmartigen Sequenzen zeigen die stark stilisierte Kommunikation zwischen „WELT“-Lesern, den Manipulateuren, und den „BILD“-Lesern, den Manipulierten. Dazu benutzte ich lockere Konstruktionen: Vertreter westdeutscher Konzerne, die sich damals zu einem Arbeitskreis zur Rettung der Berliner Wirtschaft zusammengeschlossen hatten, knüpften diese Rettung an politische Bedingungen. Eine davon war, die beginnende Protestbewegung, deren Widerstand gegen den Vietnamkrieg sich auch mit dem Anteil der westdeutschen Wirtschaft an diesem Krieg befasste, auszuschalten und die Presse dazu einzusetzen.“ **
BRECHT DIE MACHT DER MANIPULATEURE (1967/68) wurde damals weder im deutschen, noch im finnischen Fernsehen ausgestrahlt. In Finnland vor allem wegen der Drohung seitens des Springern-Konzerns kein Papier mehr aus dem Land zu beziehen.
* Helke Sander im Gespräch mit Martin Koerber. Deutsche Kinemathek ― Museum für Film und Fernsehen. 20. Mai 2015.
** Helke Sander: Brecht die Macht der Manipulateure (1967/68). URL: http://www.helke-sander.de/filme/brecht-die-macht-der-manipulateure/ (abgerufen am 13.03.2015).
Filmkopien
SDK04138-V Betacam SP 1/2 Zoll
SDK00266-M Betacam SP 1/2 Zoll
11244 Betacam SP 1/2 Zoll
DVD
DVD00374/02 DVD
SDK06135-V Bluray
429664-D Intermediate Master
429667-D Bildsequenz
SDK03162-V Positivkopie (kombiniert) 16mm
SDK03950-V Positivkopie (kombiniert) 16mm
Credits
- Regie:
- Sander, Helke
- Buch (Credit)book:
- Sander, Helke
- Redaktion:
- Farocki, Harun
- Kamera:
- Norman, Skip
- Ton:
- Knaudt, Ulrich
- Beratung:
- Farocki, Harun
Details
- Quelle:
- Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
- Produktionsfirma:
- Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH
- Schlagworte:
- Medienmedia
- Protestprotest
- 68er
- Studentenbewegung
- Agitation
- Kategorie:
- Dokumentarfilm
- Abteilung:
- Filmarchiv
- Archivnummer:
- SDK03162-V
- SDK03950-V
- SDK04138-V
- SDK00266-M
- 11244
- DVD00374/02
- 429664-D
- 429667-D
- SDK06135-V
- Bildseitenverhältnis:
- 1:1,375
- Drehformat:
- Film 16mm
- Farbe:
- schwarz-weiß