Der einsame Wanderer
Inhalt
Ein einsamer Wanderer kommt zu einem herrschaftlichen Anwesen und fragt nach einer Unterkunft für die Nacht. Das gut situierte Paar nimmt ihn bei sich auf ― doch es bleibt nicht bei der einen Nacht. Der einsame Wanderer beobachtet die beiden zurückgezogen lebenden Menschen und verbringt abwechselnd Zeit mit ihnen.
Er begleitet den Hausherrn bei seinen Spaziergängen und sitzt neben ihm, als er auf der Terrasse der Villa gegen den Wind ansingt. Der Hausherr scheint langsam wahnsinnig zu werden. Mit einer Peitsche schlägt er auf einen Porzellanhund ein. Mit der Hausherrin spielt der einsame Wanderer Domino und legt ihr mit den Steinen ein Kreuz. Der einsame Wanderer spricht sein Gebet, zerstört den Stock eines Blinden im Wald. Als Fährmann ist er am Ende des Films ein Vorbote des Todes.
Kontext
DER EINSAME WANDERER (1968) ist ein Übungsfilm aus Saubers ersten Studienjahr an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Er ist eine Hommage an den dänischen Filmemacher Carl Theodor Dreyer (1889–1968).
Die Licht- und Bildgestaltung von Bernd Fiedler und Philip Sauber ist an Dreyers Hell-Dunkel-Ästhetik angelehnt.
Der Film erzählt weniger eine Geschichte, vielmehr besteht er aus Einzelsequenzen und deren unheimlicher Atmosphäre, die durch Elemente des Vampir- und Horrorgenres hervorgerufen wird. Saubers Kommilitone Carlos Bustamante spielt den einsamen Wanderer, dem er auch ein Teil seiner mexikanischen Identität überträgt.
Als Ort der Inszenierung wählte Sauber eine leer stehende Villa auf Schwanenwerder, einer Insel im Berliner Ortsteil Nikolassee. Während der Zeit des Nationalsozialismus hatten unter anderem Joseph Goebbels und Albert Sperr hier ihre Anwesen.
Ulrike Edschmid, die damalige Partnerin von Philip Sauber und selbst ehemalige dffb-Studentin, beschreibt in ihrem Buch „Das Verschwinden von Philip S." (Berlin 2013) ― über den Filmemacher und Menschen Philip Sauber ― das Außergewöhnliche des Films, der zu einer Zeit der kollektiven politischen Agitation an der dffb entstanden ist: „Den Studenten geht es um das, was sie mit Filmen erreichen können, erreichen wollen. Sie schreiben Flugblätter ― Filmemacher mit politischen Anspruch gegen unpolitische Ästheten und umgekehrt. Philip S. gehört zu der Gruppe der Formalisten und Leinwandpoeten. Auf einem Flugblatt fordern sie, die Akademie vor allem in ein Zentrum experimenteller filmischer Arbeit zu verwandeln, während die anderen, die Politischen, das Kameraauge dokumentarisch auf das richten wollen, was nicht stimmt. Die Welt von Philip S. aber ist eine gestaltete. Er hat gezeigt, wohin er mit seinem Film gehört. Er hat Menschen dargestellt, deren Vereinzelung, Einsamkeit und Verstrickung in undurchschaubare und bedrohliche Mächte metaphysischer Art ist und durch keine Revolution aufgehoben werden kann.“ *
* Ulrike Edschmid: „Das Verschwinden des Philip S." Berlin 2013.
Filmkopien
5669 VHS
SDK00370-M HDCam SR
14167 DVD
SDK06019-V Bluray
51650 DVD
434323-D Intermediate Master
SDK02214-A Bildnegativ 16mm
SDK02214-A Magnetband 16mm
SDK03414-V Positivkopie (kombiniert) 16mm
SDK09687-A Magnetband 16mm
Credits
- Regie:
- Sauber, Philip Werner
- Drehbuch (Credit):
- Sauber, Philip Werner
- Kamera:
- Fiedler, Bernd
- Ausstattung:
- Edschmid, Delphine
- Kostüm (Credit):
- Edschmid, Delphine
- Ton:
- Streiff, Kaspar
- Mitarbeit:
- Beringer, Johannes
- Schmige, Hartmann
- DarstellerIn / Rolle:
- Bustamante, CarlosEinsamer Wanderer
- Edschmid, Delphine
- Edschmid, Sebastian
- Gambaroff, Marina
- Jülch, AlbrechtHausherr
- Lierke, Walther
- Schmid, Maruta
Details
- Quelle:
- Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
- Produktionsfirma:
- Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (dffb) (Berlin)
- Genre:
- Psychodrama
- Schlagworte:
- Kurzfilm
- Einsamkeit
- Kategorie:
- Spielfilm,Kurzfilm
- Abteilung:
- Filmarchiv
- Archivnummer:
- SDK02214-A
- SDK03414-V
- 5669
- SDK09687-A
- SDK00370-M
- 14167
- SDK06019-V
- 434323-D
- 51650
- Bildseitenverhältnis:
- 1:1,375
- Drehformat:
- Film 16mm
- Farbe:
- schwarz-weiß